Wie die Zeit vergeht!

Benjamin berichtet: Am letzten Sonntag 17.02 trafen wir uns wieder einmal für ein Training am Gemsstock. Ein bisschen an der Technik schaffen und ein paar läufe durch den Riesenslalom bestimmten das heutige Programm. Freundlicherweise stellten die Neuseeländer, die jährlich einige Wochen in Andermatt trainieren, uns ihren ausgesteckten Lauf ebenfalls zur Verfügung mit "No problem, just go through." Nach zwei Mal einfahren auf sehr harter, eisiger und lauter Piste, probierten wir den Riesenslalom aus. Glaube die Sicherheit, die wir in den letzten Wochen gewonnen haben, kam uns da zugute, da wir sehr fliessend durch den Lauf kamen und uns fast alles so gelang, wie wir es uns vorstellten. Aber auch da gibt es sicher immernoch kleine Sachen, die wir anpassen können. Aber momentan ist es OK, so, wie es ist. Wir merkten plötzlich, wie die Zeit verging und wir schon bald vor dem ersten Swiss disable Cup stehen. Also fuhren wir den Lauf nochmals und probierten nur noch ganz kleine Sachen anzupassen. Wir waren ausser einer Kurve sehr zufrieden. Am Mittag genossen wir die Sonne auf der Terrasse. Während des Nachmittags gingen wir ins Techniktraining über und auf die nicht abgesperrte Piste. Ein besuch am Gipfel des Gemsstocks und eine herrliche Abfahrt auf der Sonnenpiste waren ein toller Ausgleich und gleichzeitig auch eine Technikübung. Mit ein paar sehr guten Abschnitten beim Nachfahren machten wir noch zwei, drei Abfahrten. Mit grosser Freude und mit wenig Energie beschlossen wir das Training etwas eher zu beenden und noch einen Kaffee zu Trinken. Die letzte Abfahrt vom Sessel zur Mittelstation war aber noch sehr speziell und abenteuerlich. Laila und ich fuhren normal los, hatten einen Abstand von ca 1.5m - 2 m, machten sehr viel Lärm und trugen extra noch eine Weste in Leuchtorange. Trotzdem gab es diese eine Frau, die zwischen uns reinfuhr. Mit einem sehr schnellen "Halt!", probierte ich Laila noch zu schützen. Leider hielt die Frau gleichzeitig an und stürzte zu gleich vor Laila. Laila konnte in diesem Moment auch nicht so schnell bremsen und fiel auf die fremde Frau. Für mich war es im ersten Moment ein grosser Schock. Mein erster Gedanke: "einfach kein Unfall." Als dann Laila sich bei der Frau entschuldigte (obwohl es nicht ihr Fehler war) und ihr Lachen zum Vorschein kam, wusste ich, es ist ihr nichts Passiert. Der Frau ging es auch gut und nachdem beide wieder aufgestanden waren, besprach ich mit Laila das Ganze nochmals. Leider sind das nicht Einzelfälle. Es gibt immer wieder Leute, die nahe vor oder hinter und durch die markierten Skifahrenden (also Guide und sehbehinderte / blinde Person) fahren, und das mit einem sehr kleinen Abstand. Wir wissen aber auch, dass die Piste nicht uns gehört. Doch wenn ihr uns mal seht oder auch andere Teams mit Westen, denkt daran, ihr hättet es auch nicht gerne, würde ich mit Vollgas vor euch oder hinter euch durchbrettern. Bei uns (Sehbehinderten / Blinden) ist die Nähe auch deshalb ein Problem, da wir uns beim plötzlichen Auftauchen oder beim plötzlichen Geräusch von Skiern in nächster Nähe stark erschrecken können. Nach dem kleinen Schock war aber wirklich ein Kaffee nötig und Schluss mit Training! Wie die Zeit vergeht: Seit unserm ersten Training auf dem Gletscher in Saas Fee sind jetzt ca. sieben Monate vergangen. Mit immer kleinen Schritten haben wir Trainings absolviert und sind mit grossen Schritten weiter gekommen. Anfangs war es eine riesen Umstellung, nicht mehr Juju hinter mir zu haben. Ich musste mein Tempo drosseln und Komandos einbauen, die es bei Juju einfach nicht brauchte. Aber jetzt, nach dem Training vom Sonntag, sehe ich die Fortschritte von Laila und sage nur mal "Hut ab, so etwas zu lernen in so einer kurzen Zeit,", und vergessen wir nicht, das Vertrauen, das aufgebaut werden musste, oder besser gesagt "blindes Vertrauen." Obwohl wir immer von kleinen Schritten reden, waren sie glaub nicht so klein. Wenn ich ans nächste Wochenende denke, den Swiss disable Cup in Lenk, habe ich ein sehr gutes Gefühl. Unser Ziel, wie an der SM im Januar, zwei Läufe einfach mal in das Ziel zu bringen, das sollten wir in Lenk wieder schaffen. Der Rest ist dann Zugabe. Hoffen wir das beste. Bis bald.

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