Herausforderungen sind spannend und bringen uns weiter

Es ist mittlerweile der achte Skitag! Die Temperaturen werden kälter, die ersten Schneekanonen sind in Andermatt im Einsatz und beschneien die Pisten mit einem leichten Pulverschnee. Wir treffen uns wiederum um 09:20 h an der Bahnstation in Andermatt. Priska ist als guide für Ju wieder dabei. Wir haben wieder einmal Wetterglück. Der Nebel liegt unter uns, strahlendes Sonnenwetter empfängt die Pistenfreudigen an der Bergstation des Gemsstocks. Wir teilen uns in unsere Zweierteams auf. Heute steht der Aufbau des Erarbeiteten von vergangener Woche bei Beni und mir auf dem Programm. Priska und Ju arbeiten an einer ganz anderen Stelle. Bei ihnen wird die Herausforderung sein, sich auf die andere Person "einzuhören", was nicht so leicht ist, wie es klingt. Beni und ich haben eine abenteuerliche Einfahrt. Irgendwo auf der Piste dreht es mich fast 180 Grad und ich stehe mit den Skispitzen in Richtung Berg zeigend mitten auf der Piste. Ein anderes Mal schneide ich die Kurve und wir fliegen aus dem Rythmus. Doch, der Schnee ist anders und es braucht immerwieder ein "Einhören" nach einer Woche. Unsere Herausforderung ist es heute, die Fläche sauber zu fahren, ohne bei der kleinen Gegensteigung, die im flachen Teil der Piste kommt, stehen zu bleiben. Wir suchen bei Ju und Priska Rat. Ju rät mir, beim Nachfahren jeweils ein Kleinwenig in den Stembogen zu gehen. Dabei sollte ich von der Idee wegkommen, dass der Stembogen nur für Vollbremsen genutzt wird. Für Blinde Skifahrerinnen und Skifahrer kann der Stembogen wertvolle Informationen über die Hangneigung oder die Bodenbeschaffenheit liefern und dabei helfen, die Linie hinter dem Guide zu halten. Somit kann auch eine gewisse Geschwindigkeit und eine Gleichmässigkeit beibehalten werden, ohne dass der Guide sich vorne zu gestresst fühlt. Ein guter Tipp. Ich versuche ihn umzusetzen, doch es gelingt erst nach dem Mittagessen. Zuvor drehe ich fröhlich eine "fast"-Pirouette und bleibe stehen:-). Bei Ju und Priska ist die Herausforderung heute, den "richtigen" Ton zu finden. Für den blinden Athleten bzw. die blinde Athletin ist es wichtig, dass der Guide vorne genügend viele Kommandos gibt, die auch von der Stimme her variieren. Nur ein Kommando pro Kurve, z.B "rechts" reichen nicht aus, um die Linie hinter dem Guide zu halten. Vor allem bei langgezogenen Kurven wie beim Carving ist es wichtig, den Ton in die Länge zu ziehen, z.B. "reeechts". So kann die blinde Person dem Guide auch in der Kurvenlänge nachfahren und kann die Linie halten. Sich auf diese Kommandos "einzuhören" braucht seine Zeit. Trotz einigen Schwierigkeiten am Morgen meistern Ju und Priska diese Herausforderung grossartig und können sich am Ende des Trainings als "eingehörtes" Team bezeichnen. Beni und ich schaffen es schliesslich auch, die Fläche durchzufahren, in einem guten Rythmus und in einem tollen Tempo. Dabei finden wir heraus, dass das Kommando "fahren lassen" oder "Ski geradestellen" in der Anfangsphase jetzt noch hilft, eine gewisse Geschwindigkeit zu gewinnen, um auch Flächen in einem schönen Fluss fahren zu können. Die Kurven dürfen dabei nicht zu steil angefahren werden und sind runder als im steilen Gelände. Worauf wir auch immerwieder Wert legen ist das "Kanntendrücken" während der Kurve, welches ebenfalls dazubeiträgt, die Linie hinter dem Guide zu halten. Etwas, woran ich noch arbeiten muss, denn das muss "intus" sein. Ju und Priska haben vor allem die drei letzten Fahrten genossen. ich sass mit Beni auf dem Sessellift und hörte die beiden mit lauten und deutlichen Kommandos unter uns durchkurven. Das kommt gut! Wir sind uns alle vier einig, dass die Highlights des Tages das gemeinsame Training waren, unsere spassigen und lustigen Momente zusammen, der gegenseitige Austausch und die Fortschritte, die beide Zweierteams erzielten. Weiter so!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Forza! senza ansia - SDC 2 à Andermatt

Einmal anders: Slope-Art und Choreo

SDC 2 in Andermatt: Ran an die Stangen ohne zu bangen